WordPress Federleicht
Je schneller die Internet-Zugänge werden, umso schwergewichtiger werden die Websites. Damit sinkt wieder die Ladegeschwindigkeit. Das führt dazu, dass die Internetnutzer nach noch mehr Bandbreite verlangen. Sobald diese verfügbar ist, legen auch die meisten Websites im Umfang wieder zu. Ein ewiger Kreislauf.
Im Jahr 2012 lag die Größe einer durchschnittlichen Webseite statistisch erstmals bei über 1MB. Gemeint ist damit die gesamte Datenmenge, die zur Anzeige einer einzelnen Seite über das Netz übertragen werden muss. Aktuell liegt dieser Wert bereits bei über 3MB, schon im kommenden Jahr soll der Schnitt 4MB betragen.
Bei den genannten Zahlen handelt es sich nicht um Spitzenwerte besonders komplexer Seiten, sondern um den Durchschnitt. Um etwa 16% steigt dieser Schnitt Jahr für Jahr an. Als Folge davon benötigt das globale Netz immer mehr Speicherplatz, immer schnellere Server und immer mehr Bandbreite. Damit steigt auch der Ressourcenverbrauch ständig weiter an.
Bereits 2007 berichteten mehrere Medien über eine Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass der global durch den Betrieb des Internets verursachte CO2-Ausstoß das Niveau des weltweiten Flugverkehrs erreicht hat. Damit ist das Internet weit davon entfernt, sauber zu sein.
Die Umweltbelastung mit CO2 entspricht bereits der des weltweiten Flugverkehrs
Selbstverständlich gehen Stichworte wie „Nachhaltigkeit“ und „Ökologischer Fußabdruck“ auch nicht spurlos an den Betreibern der großen Rechenzentren wie Google, Facebook oder Amazon vorbei. Und natürlich tragen auch monatliche Stromrechnungen in Millionenhöhe enorm dazu bei, dass man sich in den Konzernzentralen des Problems des permanent zunehmenden Ressourcenhungers bewusst ist.
Nicht ganz uneigennützig wird daher seit Jahren von den großen Playern daran gearbeitet, einerseits die Energie-Effizienz der Rechenzentren zu steigern und andererseits mehr und mehr auf „grünen“ Strom zu setzen. Alles natürlich löbliche Maßnahmen. Gelöst ist das Problem damit aber noch lange nicht.
Und da kommt ein gewisser Jack Lenox ins Spiel, seines Zeichens Design Engineer bei Automattic – dem Unternehmen, das hinter WordPress steht. Vor einigen Tagen berichtete eben jener in seinem Blog über sein Experiment, mit Blick auf den CO2-Fußabdruck, den eine einzelne durchschnittliche Internetseite heute verursacht, ein Theme für WordPress zu entwickeln, das diesem Trend entgegenwirkt.
Das Ergebnis dieses Experiments ist das #theme Susty, das in den letzten Tagen einiges an Aufmerksamkeit erreicht hat (nebenbei bemerkt ist „susty“ eine Abkürzung für „sustainable“ – also „nachhaltig“). Zu Recht, wie ich meine. Um die Homepage von Susty WP zu laden werden lt. Autor lediglich 7KB über das Netz übertragen – also 0,07MB. Ein schneller Test mit GTmetrix offenbart eine Gesamt-Datenmenge von 12,4KB. Zwar immer noch winzig, aber doch deutlich mehr. Der Grund ist schnell gefunden, der zusätzliche Traffic wird durch die Favicons verursacht, die in verschiedenen Größen zur Verfügung gestellt werden. Rechnet man die heraus, dann stimmt die Größenangabe.
Klar ist das Theme minimalistisch. Aber vom Funktionsumfang bringt es einiges mit, was man sich von einem WordPress Theme erwartet. Ich habe es installiert und einen Blick darauf geworfen. Im #customizer lässt sich ein Logo einbinden, die Hintergrundfarbe ändern bzw. ein Hintergrundbild einfügen. Und ein Menü ist ebenfalls mit an Board. Ein Blick in den Code zeigt, dass aktuelle WordPress-Standards umgesetzt wurden. Das Theme ist also minimalstisch, aber nicht unnötig beschnitten. Ganz davon abgesehen finde ich so ein minimalistisches Design durchaus ansprechend.
Auch klar ist, dass ein großer Teil des Umfangs einer Internetseite auf das Konto von Bildern – oder Videos – geht. Mittlerweile darf die Größe einer „nackten“ Seite aber auch nicht unterschätzt werden. Häufig werden Web-Fonts eingebunden – also Schriftarten, die ebenfalls vom Netz geladen werden müssen. Häufig werden umfangreiche CSS- und JavaScript-Frameworks eingebunden – von deren Funktionalität dann oft nur ein ganz kleiner Teil tatsächlich benötigt wird.
Auf all das verzichtet Susty. Das tut natürlich auch der #ladezeit extrem gut. Ein positiver Nebenaspekt freilich. Aber das war nicht das eigentliche Ziel bei der Entwicklung des Themes. Das Ziel war die Reduktion des CO2-Fußabdrucks. Ein schönes Ziel wie ich meine. Und ein gelungenes Experiment, das hoffentlich Nachahmer im Kampf gegen die Verschwendung von Ressourcen findet.