Wie weit ist Gutenberg mittlerweile?

Wie weit ist Gutenberg mittlerweile?

Am Freitag wurde Version 3.7 des Gutenberg-Plugins veröffentlicht. Das Projekt hat wieder einige Fortschritte gemacht. Ist das bereits die finale Version, die in WordPress 5.0 integriert werden soll? Es sieht eher nicht danach aus.

Gerüchteweise soll es sich bei Gutenberg 3.7 um die finale Version handeln. Eine offizielle Bestätigung dieser Aussage ist jedoch nicht zu finden. Grund für die Spekulation dürfte wohl der erste Satz in der Notiz zur Veröffentlichung der Version auf der Entwickler-Website handeln.

Our final update for August aims to add further clarity to some core interactions, as well as fixing many issues

make.wordpress.org

Ein weiteres Indiz findet sich in der Roadmap zu Gutenberg.

We could have a 5.0 as soon as August

The Gutenberg Roadmap

Also ich lese da zwei Dinge. Zum einen lese ich da vom finalen Update für August und nicht davon, dass es sich bereits um die endgültige Version handelt. Zum anderen lese ich in der Ankündigung von Matt Mullenweg in der Roadmap lediglich, dass WordPress 5.0 möglicherweise bereits im August erscheinen könnte. Wenige Zeilen später ist dort allerdings auch zu lesen, dass es sich dabei lediglich um vage Schätzungen bzw. wohl eher um Wunschtermine handelt, die damals im Juni geäußert worden sind.

Noch keine finale Version von Gutenberg

In keiner offiziellen Quelle von WordPress findet sich eine Aussage, dass #gutenberg 3.7 die finale Version ist, die in #wpversion 5.0 integriert werden soll. Mit Sicherheit gäbe es da eine große Ankündigung. Das Gutenberg-Projekt ist also ganz offensichtlich noch nicht so weit, dass die Integration in den Kern von WordPress unmittelbar bevorsteht. 

Darüber hinaus gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch 1.142 offene Tickets. Zwar kann man davon ausgehen, dass bis zum finalen Erscheinen nicht alle Tickets geschlossen werden und die Anzahl der bereits geschlossenen Tickets ist mit aktuell 3.826 bereits beachtlich – aber für eine finale Freigabe sind das eindeutig noch zu viele offene Baustellen (der aktuelle Stand kann bei Interesse jederzeit auf GitHub verfolgt werden).

Weiters befindet sich gerade WordPress Version 4.9.9 in Planung. Dass nun doch noch einmal ein weiteres Release eingeschoben wurde, bevor der Versions-Zyklus 4.x endgültig endet, ist ein Hinweis darauf, dass wohl doch noch etwas Zeit bis zur Version 5.0 vergehen wird.

Weitere Neuerungen in Gutenberg

Die Liste der Änderungen ist lang. Viele Probleme wurden behoben und viele Verbesserungen vorgenommen. Zwei wesentliche Neuerungen möchte ich kurz vorstellen.

Die beiden neuen Werkzeuge | Wie weit ist Gutenberg mittlerweile? | wpwissen

Die zwei neuen Werkzeuge finden sich im Menü ganz rechts oben. Es handelt sich um die ersten beiden Punkte „Einheitliche Symbolleiste“ und „Spotlight-Modus“.

Die beiden Werkzeuge lassen sich nach Belieben ein- und ausschalten und können auch miteinander kombiniert werden. Damit lässt sich das Aussehen des Editors etwas an die eigenen Vorlieben anpassen.

Positiv ist, dass diese Einstellungen gespeichert werden. Allerdings dürften diese Einstellungen lokal in einem Cookie gespeichert werden und nicht in der Datenbank. Überprüft habe ich das nicht, aber beim Wechsel auf einen anderen Rechner habe ich bemerkt, dass die Einstellungen dort nicht vorhanden sind.

Die Einheitliche Symbolleiste

Das Aktivieren der Einheitlichen Symbolleiste führt dazu, dass die Werkzeugleiste zum Bearbeiten des gerade aktiven Blocks nicht direkt beim Block angezeigt wird, sondern immer am oberen Bildschirmrand.

Der folgende Screenshot zeigt die bisherige Anordnung der Werkzeugleiste direkt beim bearbeiteten Block.

Ohne Einheitliche Symbolleiste | Wie weit ist Gutenberg mittlerweile? | wpwissen

Und jetzt das selbe mit aktivierter Einheitlicher Symbolleiste.

Mit Einheitlicher Symbolleiste | Wie weit ist Gutenberg mittlerweile? | wpwissen

Es ist Geschmackssache ob man die Werkzeugleiste lieber möglichst nahe und damit kurze Wege mit der Maus hat oder ob man die lieber immer an der selben Stelle hat und damit zwar weitere Maus-Wege nimmt, die Werkzeuge dafür aber immer am gewohnten Platz und ohne viel Nachdenken erreichbar sind.

Persönlich habe ich da noch keine Präferenz, ich habe die Einheitliche Symbolleiste vorerst einmal aktiviert um nach einiger Zeit entscheiden zu können welche Arbeitsweise mir mehr zusagt. Unangenehm an diesem neuen Modus fällt mir aber sofort auf, dass dann der Rahmen um den aktuell in Bearbeitung befindlichen Block nicht angezeigt wird. Darunter leidet die Übersicht, welcher Block gerade aktiv ist. An dieser Stelle kommt aber schon das zweite neue Werkzeug ins Spiel.

Der Spotlight-Modus

Bei aktiviertem Spotlight-Modus werden alle Blöcke, die gerade nicht aktiv bearbeitet werden, optisch in den Hintergrund gerückt. Erreicht wird das durch einen Halbtransparenz-Effekt. Texte werden dadurch grau und Bilder blass. Der aktiv bearbeitete Block tritt so deutlich in den Vordergrund.

Der folgende Screenshot zeigt diesen Modus.

Mit Spotlight-Modus | Wie weit ist Gutenberg mittlerweile? | wpwissen

Der neue Modus ist meiner Meinung nach eine enorme Verbesserung in der Übersichtlichkeit. Der Fokus wird dadurch deutlich auf den gerade aktiven Block gelegt. So richtig zur Geltung kommt der Spotlight-Modus aus meiner Sicht in Kombination mit der Einheitlichen Symbolleiste. 

Eine Kleinigkeit gefällt mir am Spotlight-Modus auf Anhieb nicht. Ist gerade kein Block in Bearbeitung, dann wird der gesamte Inhalt abgeschwächt dargestellt. Mir persönlich würde es besser gefallen, den gesamten Inhalt „normal“ darzustellen, wenn kein Block aktiv ist. Aber das ist reine Geschmackssache.

Gutenberg und kein Ende der negativen Bewertungen

Die Zahl der aktiven Installationen des Gutenberg-Plugins hat mittlerweile die 300.00 überschritten. Aktuell gibt es 1.182 Bewertungen auf wordpress.org. Natürlich gibt es darunter auch positive Bewertungen. Die negativen Bewertungen überwiegen jedoch.

Bei sage und schreibe 62% aller Bewertungen handelt es sich um 1-Sterne-Bewertungen. Da gibt es Aussagen wie beispielsweise „Worst editor ever“ – nicht sehr aussagekräftig und nicht sehr hilfreich für die Entwickler, die versuchen, jede Kritik ernst zu nehmen und darauf zu reagieren. Solche und ähnliche Bewertungen sind wahrscheinlich nur auf persönliche Vorlieben zurückzuführen.

Dann gibt es konstruktive Kritik, die durchaus einen wertvollen Beitrag dazu leisten kann, den neuen Editor weiter zu verbessern.

Der überwiegende Anteil negativer Bewertungen lässt sich aber aus meiner Sicht primär auf zwei Gruppen zurückführen.

Das sind auf der einen Seite Entwickler von Themes und Plugins die den Aufwand für nötige Anpassungen an Gutenberg scheuen oder vielleicht sogar um ihr Geschäftsmodell fürchten. Beides ist nachvollziehbar, kann aber kein KO-Kriterium für Innovationen sein.

Auf der anderen Seite sind das Personen, die Blogs betreuen und die nicht möchten, dass ihre Anwender wild herumformatieren und das sorgfältig erstellte Design verunstalten. Auch das ist durchaus verständlich und gerade bei Business-Blogs ist das tatsächlich ein absolutes No-Go (Stichwort Corporate Design). In dieser Situation bin ich selbst auch. Aber ich habe auf allen Firmen-Websites vorab schon das Classic Editor Plugin installiert und das Thema ist erledigt.

Mit Sicherheit ist Gutenberg eine Antwort auf die steigende Beliebtheit von Plattformen wie Wix oder Squarespace. Für die unzähligen Betreiber privater Blogs ist die Einführung von Gutenberg in WordPress bestimmt eine feine Sache. Ich schätze, dass die Anzahl der WordPress-Anwender, die mit Gutenberg richtig glücklich sind, überwiegt. Aus dieser Sicht macht die Integration in den Kern von WordPress durchaus Sinn.

Meine persönlichen bisherigen Erfahrungen mit Gutenberg

Meine eigenen Plugins sind allesamt von Gutenberg aus jetziger Sicht nicht betroffen. Die, die irgendwie mit dem #editor zusammenhängen, habe ich bereits erfolgreich mit Gutenberg getestet. Als Entwickler bin ich derzeit fein raus.

Als Betreuer einiger Firmen-Websites bin ich in der Situation, dass ich auf keinen Fall möchte, dass meine Anwender das Design der Seiten verunstalten können. Und ich will ihnen den neuen Editor auch gar nicht zumuten. Die wollen nur ihre Artikel möglichst schnell tippen. Dafür ist der bisherige Editor einfach besser geeignet. Mit der Installation des Classic Editor Plugins auf allen Sites brauche ich mir diesbezüglich keine Gedanken mehr zu machen.

Als interessierter Beobachter der WordPress-Szene habe ich Gutenberg bereits mehrmals getestet und zum Teil auch darüber berichtet. Hübsch gemacht finde ich ihn. Die Funktionalität ist auch recht gut und die Entwickler arbeiten intensiv daran, Problem zu beseitigen und Fehler zu beheben. Über die Sinnhaftigkeit der Integration in WordPress bin ich gespaltener Meinung. Aber die Entscheidung diesbezüglich ist gefallen und ich denke, man sollte und man kann sich damit anfreunden.

Als Anwender habe ich Gutenberg hier auf wpwissen.com bereits im Echt-Einsatz. Das ist aber auch die einzige Website, auf der ich den neuen Editor produktiv verwende. Dies ist der dritte Artikel, den ich komplett von Anfang an in Gutenberg tippe. Beim bloßen Tippen merke ich kaum einen Unterschied. Die zusätzlichen Funktionen, die ich nicht benötige, ignoriere ich einfach. Manchmal hakt es noch etwas, aber wir werden uns schon noch aneinander gewöhnen. 

In den knapp zehn Jahren, die ich WordPress nun kenne, habe ich dessen Schlichtheit bisher immer geschätzt. Der Gutenberg-Editor ändert diesbezüglich so einiges. Da darf man durchaus kritisch sein. Aber so schlecht, wie Gutenberg in einigen Bewertungen gemacht ist, ist er nicht wirklich. Und auch beim bisherigen Editor #tinymce kann man einiges kritisieren. Aber man hat sich daran gewöhnt. Genauso werden wir uns alle an Gutenberg gewöhnen. Ich hab schon damit angefangen und für mich persönlich ist es in Ordnung.

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